Die Finnen sind stolz auf den guten Ruf ihres Landes. Darauf, dass sie in Ranglisten zur Lebensqualität immer wieder ganz oben landen - zuletzt wurden die Bewohner des nordeuropäischen Staats gar als "glücklichste Menschen" der Welt im "World Happiness Report" gekürt. Stolz sind sie auch auf die Rolle, die Finnland immer wieder bei der Lösung von internationalen Konflikten gespielt hat.
Doch so offen würde das im Land kaum jemand sagen. Denn Prahlerei zeugt von schlechten Manieren, Finnen lernen das im Kindesalter. Diese Regel gilt auch für den Gipfel an diesem Montag. Ob sie bei allen Teilnehmern angekommen ist, muss sich erst zeigen.
Helsinki ist Schauplatz des ersten offiziellen Treffens zwischen US-Präsident Donald Trump und seinem russischen Amtskollegen Wladimir Putin. Einen Tag lang steht die finnische Hauptstadt im Mittelpunkt der Weltöffentlichkeit. Doch die Stadt scheint nicht viel Aufhebens darum zu machen.
Die Straßen werden nicht speziell aufgehübscht. Es werden zum Anlass auch keine besonderen Blumen oder gar Bäume gepflanzt, wie in anderen Metropolen durchaus üblich. Die finnischen Medien spekulierten im Vorfeld darüber, wo genau sich die beiden Staatschefs treffen, wie sie übernachten und welche Straßen gesperrt würden. Aber das war es eigentlich auch schon. "Wir wissen, wie man das macht", scheint die Botschaft zu lauten, die Helsinki in die Welt schickt. "Ist nicht das erste Mal für uns."
Ein beliebter Austragungsort für internationale Gipfel - Damit haben die Einwohner der finnischen Hauptstadt natürlich recht. Helsinki war in seiner Geschichte schon mehrfach Schauplatz von Treffen amerikanisch-sowjetischer beziehungsweise amerikanisch-russischer Spitzentreffen. 1975 kamen Gerald Ford und Leonid Breschnew in der Stadt zusammen, 1990 George Bush und Michail Gorbatschow. Bill Clinton und Boris Jelzin trafen sich 1997 in Helsinki.
In diesem Jahr war die Stadt bereits Austragungsort mehrerer internationaler Treffen. Delegationen von der koreanischen Halbinsel und aus den USA kamen im März in Helsinki zusammen, russische und US-amerikanische Top-Militärs im Juni.
Laut Teija Tiilikainen vom Finnischen Institut für Internationale Beziehungen ist der gute Ruf der Stadt ein Grund, weshalb Trump und Putin sich für Helsinki entschieden.
"Ein anderer Grund liegt darin, dass der finnische Präsident Sauli Niinistö mit beiden Staatschefs im Dialog steht", sagt Tiilikainen. Niinistö habe trotz der Krise in der Ukraine und der EU-Sanktionen gegen Russland seine Beziehung zu Putin gepflegt. Trump lud Niinistö im vergangenen Herbst ins Weiße Haus ein.
Über Details spricht man nicht - Als Teil der EU ist Finnland nicht mehr neutral wie im Jahr 1975, als Ford und Breschnew sich trafen. Obwohl das Land in den vergangenen Jahren eine Kooperation mit der Nato schmiedete, gehört es keinem Militärbündnis an. Tiilikainen glaubt, dass diese Blockfreiheit vor allem in den russischen Erwägungen eine Rolle gespielt haben könnte.
Bei dem Treffen zwischen Trump und Putin soll es nach offiziellen Angaben beider Länder um die Beziehungen zwischen Russland und den USA, den Krieg in Syrien sowie Nordkoreas Atomprogramm gehen.
Für Finnlands Präsident Niinistö ist die Rolle seines Landes beim Gipfel ein Ausdruck von Kontinuität. "Finnland ist verlässlich", sagte Niinistö in einem Interview der finnischen Zeitung "Iltasanomat". "In der Praxis bedeutet das: Die Vorkehrungen rund um das Treffen laufen glatt und über Details wird im Vorfeld nicht gesprochen."
spiegel
Tags: